Gut, okay, einen Bürgerfunkpreis, aber das ist auch ein Radiopreis!
Der Bürgerfunk dürfte vielen Lesern gar kein Begriff mehr sein, aber gerade in meiner Region ist er nicht wegzudenken. Kurz und knapp: Kleine Vereine stellen eigenständig eine Sendung auf die Beine und dürfen sie im lokalen Radio senden. Dazu sind Sender wie Radio Westfalica sogar gesetzlich verpflichtet.
Star Trek, Märchen, Mitkochsendungen
Ich selbst habe meine Reise im Bürgerfunk begonnen. Meine Heimatstadt veranstaltet alle zwei Jahre im Herbst die sogenannten Jugendkulturtage. 2009, im zarten Alter von 13, habe ich dort bei einem prägnant betitelten Angebot namens »Radio machen« mitgewirkt. Zu fünft haben wir ein Hörspiel geschrieben und im etwas muffigen, analogen Tonstudio der VHS Bad Oeynhausen aufgenommen. Es war übrigens ein Star-Trek-Hörspiel, und ich spielte Captain Karpe. War toll. 2011 machte ich aus lauter Begeisterung wieder mit, dieses Mal wurde ein Märchen aufgenommen (auf S. 5 gibt es ein schönes Foto). 2013 wurden wir dann bizarr: Ganz im Sinne von Jochen Malmsheimer fanden wir es irre komisch, eine Mitkochsendung fürs Radio aufzunehmen. Mittlerweile war ich 17, woraufhin mir der Kursleiter Christoph Jaschke anbot, doch mal beim regulären Bürgerfunk mitzumachen – ich sei ja jetzt alt genug.
Seitdem bin ich ein paar Mal im Jahr als Moderatorin oder mit Beiträgen im sogenannten »Hör mal«-Magazin zu hören. Das ist der wohl oldschooligste Weg, Radio zu machen, ganz analog. Letztlich habe ich ab 2014 Medienproduktion studiert und bin auch dort beim Campusradio gelandet, was eigentlich vorherbestimmt war. Mein dort gelerntes Wissen konnte ich auch direkt »in der Heimat« einbringen, vor allem in Form von Radiobeiträgen. Heißt: Ich schnappe mir ein Mikro, interviewe jemanden und schneide anschließend.
Und was war jetzt mit der Zauberei?
Im letzten Jahr habe ich mich intensiv mit Zauberei beschäftigt. Bühnenmagie fasziniert mich ebenso wie das Radio schon sehr lange. Endlich wollte ich dem Thema in einem meiner Romane etwas Raum geben. Dafür wälzte ich zunächst Bücher. Eigentlich viel zu spät stolperte ich über eine sehr naheliegende Möglichkeit, Zauberei aus nächster Nähe zu sehen. Denn nur zwei Etagen unter dem Bürgerfunk-Studio befindet sich eine Kneipe mit angrenzender Bühne. Hier findet jeden Monat der Bad Oeynhausener Zaubersalon statt. Vom Nachwuchskünstler bis zum Profi können hier nationale und sogar internationale Zauberer ihre neuen Tricks ausprobieren. Das tut man nämlich besser nicht vor ausverkauftem Haus, sondern im kleinen, geduldigen Rahmen.
Nachdem ich an fast jedem ersten Mittwoch im Monat mit Notizblock und Stift im Zuschauerraum saß, beschloss ich im letzten Dezember, endlich mal ein Mikrofon mitzunehmen und mehr über den Zaubersalon in Erfahrung zu bringen. Mit Jürgen Kalwa, Organisator und selbst Zauberkünstler, hatte ich ein sehr kurzweiliges Gespräch. Es ist doch immer schön, seine persönliche Leidenschaft mit etwas Nützlichem zu verbinden. In seinem Fall konnte er einen hochgeschätzten Zaubersalon etablieren, der seit 2017 zum Magischen Zirkel Deutschlands gehört. In meinem Fall konnte ich einen ziemlich interessanten Beitrag für den Bürgerfunk aufnehmen.
Der Bürgerfunkpreis 2019
Jetzt hat genau dieser Beitrag den Bürgerfunkpreis Minden-Lübbecke gewonnen. Leider konnte ich am Abend der Verleihung nicht dabei sein. Schön ist nämlich auch, dass unser Verein noch zwei weitere Preise an diesem Abend bekommen hat. Einen dritten Platz bei der besten Moderation und einen zweiten Platz für unseren Jugend-Workshop. Mittlerweile unterrichten Christoph Jaschke und ich nämlich gemeinsam den Radionachwuchs. ♥
Die ganzen Informationen hätte ich natürlich etwas knapper formulieren können, was ich in Form eines Tweets auch getan habe, aber ich finde es einfach schön, wie sich meine verschiedenen Leidenschaften in diesem Beitrag gebündelt haben. Zauberei, die Recherche für einen Roman und das Radio. Runde Sache. So etwas sollte es im Leben viel häufiger geben.